WM-Spezial – die Teams im FT-Check: Portugal

von Tobias Feldhoff
5 min.
Cristiano Ronaldo will auch in Brasilien triumphieren @Maxppp

Eine ganze Nation hängt am Rockzipfel eines einzigen Spielers. Sollte Cristiano Ronaldo bis zur WM nicht fit werden, fällt Portugal in eine Art Schockzustand. Und in der Tat sprechen dann wenige Argumente für die stolzen Iberer.

Der portugiesische Fußball-Fan ist in Sorge. Dabei hat die Sportwelt wahrlich schon schlimmere Diagnosen zu verarbeiten gehabt als folgende: Sehnenentzündung im linken Bein und eine damit einhergehende Muskelverletzung. Genau mit einer solchen plagt sich Cristiano Ronaldo seit Wochen herum. Und normalerweise hätte der Weltstar seinen Ehrgeiz hinten angestellt und die Blessur auskuriert. Doch weil Real Madrid das große Ziel‚ La Decima‘ ausgrufen hatte, musste Ronaldo ran. Die Folge: Derzeit kann niemand valide voraussagen, ob der mit Abstand wichtigste Mann der Iberer pünktlich zum Start der WM beschwerdefrei sein wird.

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Den abschließenden Test gegen Mexiko am Samstag (2.30 Uhr MEZ) in New Jersey wird der 29-Jährige definitiv verpassen. Ob nun als reine Vorsichtsmaßnahme oder weil er wirklich spieluntüchtig ist, behalten die portugiesischen Verantwortlichen schon aus taktischen Gründen für sich. Übrigens werden neben Ronaldo auch auch Abwehrchef Pepe, Mittelfeld-Arbeiter Raul Meireles und Torwart Beto nur Individualtraining absolvieren.

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FIFA verbietet Fernando-Einsatz

Die WM-Vorbereitung steht für die Portugiesen also unter keinem guten Stern. Dabei holten Ronaldo, Pepe und Fábio Coentrão noch vor drei Wochen den Champions League-Titel. Selbstvertrauen sollte also in der Theorie ausreichend vorhanden sein. Doch ausgerechnet die FIFA, die noch bei Ronaldos Wahl zum Weltfußballer gewollt oder ungewollt großen Anteil trug, machte Portugals Trainer Paulo Bento einen Strich durch die Rechnung.

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Der 48-Jährige hatte den in Brasilien geborenen Mittelfeldspieler Fernando vom FC Porto eigentlich fest als Chef in der Zentrale eingeplant. Weil der Stratege aber 2007 in der WM-Qualifikation dreimal für die brasilianische U20 zum Einsatz kam, verweigerte der Weltverband dem 26-Jährigen die Teilnahme, obwohl er seit Dezember die portugiesische Staatsbürgerschaft besitzt.

Taktisch wie Bayer Leverkusen

Unabhängig davon, wie die personelle Situation nun beim Auftaktspiel gegen die DFB-Elf am 16. Juni aussehen wird, erwartet das Team von Jogi Löw ein 4-3-3-System mit drei zentralen Mittelfeldspielern, ähnlich wie es Bayer Leverkusen über weite Strecken der abglaufenen Bundesliga-Saison präsentierte. Das Kommando in der Spielfeldmitte wird angesichts der Abwesenheit von Fernando der pass- und laufstarke João Moutinho übernehmen. Raul Meireles und Miguel Veloso werden den Monegassen aller Voraussicht nach assistieren. Wer dann letztlich die Dreierreihe in der Offensive bildet, richtet sich nach dem gesunden Personal.

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Prunkstück in Bentos Elf ist neben Ronaldo die defensive Kompaktheit, die ein Stück weit aus der Not geboren ist. Denn kreative Köpfe wie Luis Figo oder Rui Costa, die einst für die genialen Momente verantwortlich zeichneten, fehlen im Kader. Dafür halten Pepe, Coentrão und Co. den Laden hinten zusammen.

Aussichten

Für die portugiesischen Anhänger kaum vorstellbar, aber ohne einen fitten Ronaldo könnte schon der Durchmarsch ins Achtelfinale schwierig werden. Mit dem Superstar in Topform ist hingegen alles möglich. Ob nun vor Deutschland oder im späteren Turnierverlauf vor Kontrahenten wie Argentinien oder Spanien – die stolze ‚Seleção‘ muss sich nicht verstecken. Den Titel, wie ihn die Goldene Generation mit Figo, Costa und Co. regelmäßig als Ziel formulierte, wird es aber nicht geben.

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Die Stars

Ronaldo (29/Real Madrid): Noch in den Playoff-Spielen gegen Schweden (1:0, 3:2) war der Superstar der gefeierte Held. Inzwischen ist Ronaldo zum großen Sorgenkind mutiert. Selbst wenn er seine muskulären Probleme bis zum WM-Start überwindet, ist fraglich, ob er die absolute Bestform wiederfindet. Schon im Champions League-Finale war bis zur Jubelpose kurz nach seinem Elfmetertreffer wenig zu sehen von dem Weltfußballer. Weil es aber wohl keinen Spieler auf der Welt gibt, der das Profitum so verkörpert wie der Kälte-Kammer-Fetischist, müssen die portugiesischen Fans die Hoffnung noch nicht begragen. Zur Not schießt Ronaldo sein Land eben mit Standard-Situationen in die K.O.-Phase.

João Moutinho (27/AS Monaco): Weil Fernando fehlt, fällt Moutinho in der Zentrale die Chefrolle zu. Fußballerisch bringt der schmächtige Rechtsfuß dafür alles mit, ist passsicher, laufstark und kann auch den finalen Ball in die Spitze spielen. Emotional wird viel von seinem Nebenmann Raul Meireles abhängen, der die Teamkollegen besser mitziehen kann.

Pepe (31/Real Madrid): Der robuste Innenverteidiger, der bei Real eine überragende Saison absolvierte, ist neben Ronaldo das zweite Sorgenkind, das mit den ‚Königlichen‘ die Champions League gewann. Eine Wadenverletzung zwingt den in Brasilien aufgewachsenen Rechtsfuß aktuell zur Pause. Dabei sind die Prognosen aber recht eindeutig: Pepe wird bis zum WM-Auftakt wieder fit sein. Dort soll er der Defensive die nötige Sicherheit geben, damit sich Kumpel Ronaldo vorne nach Lust und Laune austoben kann.

So könnten sie spielen

Das WM-Aufgebot

Tor: Beto (FC Sevilla), Eduardo (Sporting Braga), Rui Patrício (Sporting Lissabon)

Abwehr: Andre Almeida (Benfica Lissabon), Bruno Alves (Fenerbahce Istanbul), Fabio Coentrao (Real Madrid), Joao Pereira (FC Valencia), Neto (Zenit St. Petersburg), Pepe (Real Madrid), Ricardo Costa (FC Valencia)

Mittelfeld: Joao Moutinho (AS Monaco), Miguel Veloso (Dynamo Kiew), Raul Meireles (Fenerbahce Istanbul), Ruben Amorim (Benfica Lissabon), William Carvalho (Sporting Lissabon), Rafa (Sporting Braga)

Angriff: Cristiano Ronaldo (Real Madrid), Eder (Sporting Braga), Helder Postiga (Lazio Rom), Hugo Almeida (Besiktas Istanbul), Nani (Manchester United), Varela (FC Porto), Vieirinha (VfL Wolfsburg)





*Gruppe A:

Gruppe B:

Gruppe C:

Gruppe D:

Gruppe E

Gruppe F:

Gruppe G:

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