Die Geschichte des Iran bei Fußball-Weltmeisterschaften ist nicht gerade von Erfolgen geprägt. Dreimal konnte sich das Team Melli qualifizieren, dreimal war bereits nach der Vorrunde Schluss. Und auch in diesem Jahr stehen die Chancen für die Elf von Carlos Queiroz nicht besonders gut.
1978 in Argentinien war man das erste Mal bei einer Interkontinentalmeisterschaft dabei, nach klaren Niederlagen gegen die Niederlande (0:3) und Peru (1:4) sowie einem Remis gegen Schottland (1:1) landete das ‚Team Melli‘, was auf Deutsch schlicht Die Nationalmannschaft bedeutet, auf dem letzten Platz.
Bislang nur ein WM-Sieg
Zwanzig Jahre später gelang bei der WM in Frankreich dann Historisches: Im politisch brisanten Duell mit den USA feierten die Iraner den ersten – und bisher einzigen – Sieg bei einer Weltmeisterschaft. Beim 2:1-Erfolg erzielten Hamid Reza Estili und der später auch in der Bundesliga erfolgreiche Mehdi Mahdavikia die Treffer für den Underdog. Am Ende schieden beide Teams aus, Deutschland und Jugoslawien kamen weiter. Für den Iran reichte es zumindest zu Rang drei. Auch 2006 in Deutschland war der Traum vom Erreichen des Achtelfinales schnell ausgeträumt. Nach zwei Niederlagen gegen Mexiko (1:3) und Portugal (0:2) stand das Ausscheiden fest. Gegen Angola sprang im letzten Spiel zumindest ein Zähler (1:1) heraus, so dass das ‚Team Melli‘ bisher bei jeder WM-Teilnahme zumindest Punktgewinne feiern konnte.
Die mehrere Runden dauernde Qualifikation meisterten die Iraner relativ souverän. In der letzten Runde verwies man die Nationalmannschaften von Usbekistan, Katar und dem Libanon auf die Plätze und zog dank eines 1:0-Erfolgs in Ulsan am letzten Spieltag auch noch am ebenfalls für die WM qualifizierten Team von Südkorea vorbei auf Platz eins.
Nekounam ist das Bindeglied
Coach Carlos Queiroz ist seit April 2011 im Amt. Für ihn ist es nach 2010, als er als Trainer seines Heimatlands Portugal im Achtelfinale am späteren Champion Spanien (0:1) scheiterte, die zweite WM-Teilnahme. Der Übungsleiter präferiert ein 4-2-3-1-System, das vor allen Dingen von einem schnellen Konter- und Umschaltspiel lebt. Im defensiven Mittelfeld gibt es eine klare Aufgabenverteilung: Während Andranik Teymourian für die Absicherung nach hinten zuständig ist, fungiert der erfahrene Javad Nekounam als Bindeglied zwischen Abwehr und Angriff. Der Routinier soll die Angriffe der Iraner einleiten, sorgt mit Distanzschüssen aber auch immer wieder selbst für Gefahr. Zentrale Bedeutung kommt Stoßstürmer Reza Ghoochannejhad von Charlton Athletic zu, der in seinen ersten elf Spielen für den Iran gleich neunmal erfolgreich war. Hinter der einzigen Spitze soll Ashkan Dejagah für die kreativen Momente sorgen.
Zu einer der größten Schwächen des Irans gehört dagegen das große Leistungsgefälle im Kader, das es nahezu unmöglich macht, Ausfälle hinreichend zu kompensieren. Ein weiteres Problem: Die Spieler aus der heimischen Liga verfügen zwar über die nötige Spielpraxis, weisen aber im internationalen Vergleich Tempo- und Konditionsdefizite auf. Die Europa-Legionäre sind in ihren Vereinen nicht immer erste Wahl und haben daher nicht den erforderlichen Spielrhythmus.
Die Aussicht
Befragt man die Buchmacher zu den Chancen des Irans bei dieser Weltmeisterschaft, bekommt man ein eindeutiges Ergebnis: die Quote von 1:1500 ist – zusammen mit der von Honduras – die höchste aller WM-Teilnehmer. Auch wenn die iranischen Fans fest an das erste Weiterkommen ihrer Mannschaft glauben: Alles andere als der letzte Tabellenplatz wäre in der Gruppe F mit Argentinien, Nigeria und WM-Neuling Bosnien-Herzegowina eine echte Überraschung.
Die Stars
Daniel Davari (26/Eintracht Braunschweig): Davari ist der einzige Bundesliga-Legionär im ‚Team Melli‘ – und das auch nicht mehr lange. Nach der WM verlässt der gebürtige Gießener die Eintracht und wechselt zum Schweizer Spitzenklub Grasshoppers Zürich. Über einen Mangel an Arbeit konnte sich der 26-Jährige in Braunschweig zuletzt nicht beklagen. 380 Torschüsse ließ die Defensive der Niedersachsen in der abgelaufenen Spielzeit zu, 60 Mal zappelte der Ball schlussendlich im Netz. Auch bei der WM wird Davari wieder einiges zu tun bekommen.
Javad Nekounam (33/Kuwait SC): Nekounam ist der Star der Mannschaft und mit seiner Erfahrung unverzichtbar für die stark verjüngte iranische Elf. Im defensiven Mittelfeld zieht der Kapitän seit mittlerweile 14 Jahren die Fäden, 134 Einsätze und 37 Tore stehen seitdem für ihn zu Buche. Seine erste Auslandserfahrung sammelte Nekounam nach der WM 2006 bei CA Osasuna. Damals war auch der 1. FC Kaiserslautern an einer Verpflichtung interessiert. Nach sechs Jahren in Spanien zog der Routinier 2012 nach Kuwait weiter. Dort steht der 33-Jährige allerdings nur noch bis Saisonende unter Vertrag. Auch nach dieser Weltmeisterschaft könnte also ein Wechsel bevorstehen.
Ashkan Dejagah (27/FC Fulham): Dejagah entstammt der Jugendabteilung von Hertha BSC und spielte bis 2007 in der Hauptstadt, bevor er beim VfL Wolfsburg seinen Durchbruch schaffte. Für die ‚Wölfe‘ lief der agile Mittelfeldspieler 132 Mal in der Bundesliga auf, in denen er 18 Tore und 18 Vorlagen für sich verbuchen konnte. Vor zwei Jahren folgte der Wechsel zum FC Fulham. In London pendelte Dejagah häufig zwischen Bank und Spielfeld, den Abstieg der ‚Cottagers‘ konnte auch er letzten Endes nicht verhindern.
Die mögliche Aufstellung
Das WM-Aufgebot
Tor: Daniel Davari (Eintracht Braunschweig), Rahman Ahmadi (Sepahan Isfahan), Alireza Haqiqi (Sporting da Covilha)
Abwehr: Hossein Mahini (Persepolis Teheran), Jalal Hosseini (Persepolis Teheran), Mehrdad Pouladi (Persepolis Teheran), Amir Hossein Sadeqi (Esteghlal Teheran), Ahmad Alenemeh (Naft Teheran), Pejman Montazeri (SC Umm Salal), Steven Beitashour (Vancouver Whitecaps), Ehsan Hajsafi (Sepahan Isfahan)
Mittelfeld: Reza Haghighi (Persepolis Teheran), Andranik Teymourian (Esteghlal Teheran), Ghasem Hadadifar (Zob Ahan Isfahan), Bakhtiar Rahmani (Foolad FC), Javad Nekounam (Kuwait SC)
Angriff: Khosro Heydari (Esteghlal Teheran), Karim Ansarifard (Tractor Sazi FC), Reza Ghoochannejhad (Charlton Athletic), Alireza Jahanbakhsh (NEC Nijmegen), Masoud Shojaei (UD Las Palmas), Ashkan Dejagah (FC Fulham)
*Gruppe A:
Gruppe B:
Gruppe C:
Gruppe D:
Gruppe E
Gruppe F:
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