Nicht alles lief bislang rund bei der Vorbereitung auf die WM in Brasilien. Dennoch ist das Team um Bastian Schweinsteiger, Mesut Özil und Marco Reus einer der absoluten Favoriten auf den Titel. Die unglücklichen Vorzeichen könnten sich am Ende sogar als großes Glück herausstellen.
Rückblick: Vor einem Jahr thronte der deutsche Fußball nach Meinung der Fachwelt über allem. Mit dem FC Bayern München und Borussia Dortmund hatten es zwei Bundesligisten in das Champions League-Finale geschafft, Mesut Özil stellte einen neuen Transferrekord für einen DFB-Akteur auf und es lief einfach alles wie am Schnürchen. Sämtliche Topstars waren in auch Topform.
Zwölf Monate später sieht es nicht mehr ganz so rosig aus und schon kommen die Zweifler und Nörgler aus ihren Löchern – nicht ganz zu unrecht allerdings. Vor allem das Verletzungspech, das Leistungsträger wie Manuel Neuer, Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger oder Miroslav Klose im Laufe der Saison heimsuchte, gibt Grund zur Besorgnis. Hinzu kommen starke Formschwankungen bei Mesut Özil und eine gewisse Unzufriedenheit bei Spielern wie Toni Kroos, Mario Götze und Thomas Müller, die beim FC Bayern nicht immer erste Wahl waren.
Nicht vergessen darf man aber auch, dass die deutsche Nationalmannschaft schon mit weitaus schlechteren Voraussetzungen in ein Turnier gestartet ist. 2002 und 2006 war der Kader nicht halb so gut besetzt und dennoch standen am Ende der zweite und dritte Platz. Womöglich tut es dem Team sogar gut, dass durch die negativen Vorzeichen ein wenig vom Erfolgsdruck gewichen ist.
Löw muss sich beweisen
Eine noch größere Verantwortung als beispielsweise 2010 kommt mit Sicherheit auf Jogi Löw zu. Damals stellte sich die erste Elf mehr oder weniger von alleine auf. Der Bundestrainer muss in Brasilien ein gutes Händchen beweisen in Sachen Taktik und Spielerwahl. Die Mischung aus Erfahrung und Unbekümmertheit muss stimmen. Bekommt Löw es hin, dass Wackelkandidaten wie Özil, Klose oder Götze ihr Potenzial abrufen, dürfte es mindestens bis ins Halbfinale gehen.
Ob dann der ganz große Wurf gelingt, hängt von der Tagesform ab. In dieser Hinsicht sollte die Nationalelf bei den vergangenen Turnieren ausreichend Lehrgeld bezahlt haben, um dieses Mal der lachende Sieger zu sein. Rein theoretisch.
Die Stars
Bastian Schweinsteiger (29/FC Bayern München): In welcher Form der Vizekapitän zur WM reist, weiß wohl nicht mal er selbst. Hinter Schweinsteiger liegt eine durchwachsene Saison. Immer wieder wurde der Taktgeber von Verletzungen geplagt. War er fit, zeigte er neben durchschnittlichen auch einige herausragende Spiele für den FC Bayern, in denen er seine Übersicht, Torgefährlichkeit und sein exzellentes Passspiel unter Beweis stellte. Wird ‚Schweini‘ nicht noch einmal zurückgeworfen, darf man auf eine starke WM hoffen.
Mesut Özil (25/FC Arsenal): Ein noch größeres Fragezeichen steht hinter dem Spielmacher vom FC Arsenal. Auf den letzten Drücker wechselte Özil im letzten Sommer zu den ‚Gunners‘. Es folgten einige Wochen, in denen der Ex-Schalker seine geniale Seite zeigte. Anschließend fiel der Ballstreichler aber wieder einmal in ein Loch, aus dem er bis heute so richtig nicht mehr herauskam. Beim letzten Test gegen Kamerun (2:2) tauchte Özil über weite Teile komplett ab. Bundestrainer Löw hat die Hoffnung aber noch nicht aufgegeben, dass seine Nummer 8 rechtzeitig die Kurve kriegt: „Er ist unglaublich heiß auf die WM. Ich werde versuchen, ihm durch Gespräche Selbstvertrauen zu geben. Ich bin sicher, dass er seine überragenden Fähigkeiten in Brasilien einsetzen kann.“ Es bleibt dabei: An dem schlampigen Genie scheiden sich die Geister.
Marco Reus (25/Borussia Dortmund): Im Gegensatz zu einigen seiner Kollegen fährt der Offensivflitzer mit breiter Brust zum Zuckerhut. Reus hat eine überragende Rückrunde beim BVB hingelegt und ist das erste Mal bei einem großen Turnier im DFB-Team gesetzt. Zeigt der Dortmunder keine Nervosität, werden die gegnerischen Abwehrspieler große Probleme haben, ihn in den Griff zu kriegen.
So könnten sie spielen
Das WM-Aufgebot
Tor: Manuel Neuer (Bayern München), Roman Weidenfeller (Borussia Dortmund), Ron-Robert Zieler (Hannover 96)
Abwehr: Jerome Boateng (Bayern München), Erik Durm (Borussia Dortmund), Kevin Großkreutz (Borussia Dortmund), Benedikt Höwedes (Schalke 04), Mats Hummels (Borussia Dortmund), Philipp Lahm (Bayern München), Per Mertesacker (Arsenal), Matthias Ginter (SC Freiburg)
Mittelfeld: Julian Draxler (Schalke 04), Mario Götze (Bayern München), Sami Khedira (Real Madrid), Christoph Kramer (Borussia Mönchengladbach), Toni Kroos (Bayern München), Thomas Müller (Bayern München), Mesut Özil (Arsenal), Lukas Podolski (FC Arsenal), Marco Reus (Borussia Dortmund), Andre Schürrle (Chelsea), Bastian Schweinsteiger (Bayern München)
Angriff: Miroslav Klose (Lazio Rom)
*Gruppe A:
Gruppe B:
Gruppe C:
Gruppe D:
Gruppe E
Gruppe F:
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