Drei Deutschland-Legionäre hat Trainer Ange Postecoglou in sein vorläufiges Aufgebot berufen. Chancen auf einen Stammplatz hat aber wohl höchstens Mitch Langerak vom BVB. In der Todesgruppe B sind die Aussies unabhängig von der Startelf krasser Außenseiter. Hoffnungen auf ein Weiterkommen gibt es kaum bis gar nicht.
Den Offiziellen klappte bei der WM-Auslosung im Dezember die Kinnlade runter. Anders war es nach dem Hammerlos in Todesgruppe B allerdings auch nicht zu erwarten. Die ‚Socceroos‘ treffen auf Weltmeister Spanien, Vize-Weltmeister Niederlande und Geheimfavorit Chile. Entsprechend geht das Team von Trainer Ange Postecoglou als krasser Außenseiter in die Vorrunde der WM.
Seit Ende 2005 ist Australien Mitglied im asiatischen Fußballverband (AFC) und trat aus dem ozeanischen Fußballverband (OFC) aus, um dem Relegationsspiel gegen den Fünftplatzierten der Südamerika-Qualifikation aus dem Weg zu gehen. 2006 - damals noch als abermaliger Sieger der Ozeanien-Qualifikation - konnte man sich gegen Uruguay durchsetzen. Seitdem gelang der Elf von ‚Down Under‘ immer der Sprung in die Endrunde der Fußball-Weltmeisterschaft.
Zum dritten Mal in Folge und zum vierten Mal insgesamt qualifizierte sich Australien für eine WM-Endrunde. Bei der ersten Teilnahme 1974 war bereits nach der Vorrunde Schluss. Ebenso 2010, als man in einer Gruppe mit Deutschland (0:4), Ghana (1:1) und Serbien (2:1) zwar vier Punkte erspielen konnte, punktgleich mit dem Tabellen-Zweiten aus Afrika jedoch ausschied. 2006 hatte man den späteren Weltmeister Italien im Achtelfinale am Rande einer Niederlage, ehe ein gewisser Fabio Grosso, der in hiesigen Gefilden leider nur allzu gut bekannt sein dürfte, in der Nachspielzeit durch den 16-Meter-Luftraum im Fritz-Walter-Stadion zu Kaiserslautern schwebte und der Unparteiische Luis Medina Cantalejo fälschlicherweise auf den Punkt zeigte. Franceso Totti verwandelte zum schmeichelhaften 1:0-Sieg der ‚Squadra Azzurra‘. Dennoch war dies der bisher größte Erfolg in der Fußball-Historie der ‚Socceroos‘.
Mit Hängen und Würgen durch die Quali
In Qualifikationsrunde eins setzte sich der fünfte Kontinent souverän gegen Saudi-Arabien, Thailand und den Oman durch. Nicht mehr so souverän sah die Vorstellung in Runde zwei aus. Hinter Japan qualifizierte sich Australien in Gruppe zwei der AFC-Quali mit nur 13 Punkten aus acht Partien auf Rang zwei. Erst am letzten Spieltag konnte man das Überraschungsteam aus Jordanien, das in der Relegation schließlich an Uruguay scheiterte, mit einem 4:0-Sieg endgültig hinter sich lassen.
Um sich adäquat auf die Gruppenspiele vorzubereiten, suchte man sich in bisherigen Tests vor allem hochkarätige Gegner, die in etwa mit den Kontrahenten in der Gruppenphase gleichzusetzen sind. Dieses Unterfangen ging nach hinten los und Australien wurde saftig abgewatscht. Gegen Gastgeber Brasilien und Frankreich setzte es jeweils eine deftige 0:6-Klatsche.
Ähnliches blüht wohl auch in der Vorrunde. Die Australier werden das tun, was in ihrem Volkssport &Nummer eins sbquo;Australian Football‘ Gang und Gäbe ist: Mit eiserner Härte alles geben und sich in jeden Zweikampf werfen, als ob es der letzte ist. Nur so ist Australien überhaupt eine kleine Chance zuzurechnen. Anführer Tim Cahill, ehemals Star des FC Everton, ist mit 34 Jahren über seinen Zenit hinaus. Spieler von internationalem Format stehen Coach Postecoglou nicht zur Verfügung. Insofern beschränkt man sich auf aufopfernden Kampf und hofft auf die Außenseiterchance.
Die Stars
Tim Cahill (34/New York Red Bulls): Acht Jahre lang war der bullige Offensivspieler treibende Kraft beim FC Everton. 2012 zog es Cahill dann zum Ausklang seiner erfolgreichen Karriere in die MLS zu den Red Bulls nach New York. So laufstark wie früher ist der 34-Jährige nicht mehr, wird deshalb in der Nationalmannschaft gerne als vorderste Spitze gebracht. Gut möglich, dass Postecoglou bei der WM auf diese defensive Variante vertraut. Als Leader ist Cahill jedenfalls nach wie vor unersetzlich – und den ein oder anderen Geistesblitz darf man von ihm immer erwarten.
Mile Jedinak (29/Crystal Palace): Gemeinsam mit Cahill führt der Premier League-erprobte Haudegen die ‚Socceroos‘ an. Seine Spezialität ist, das Mittelfeld zu ordnen und bei Bedarf selbst eisenhart dazwischenzufegen. Dazu ist Jedinak fußballerisch einer der Besten im Kader. Gemeinsam mit Mark Bresciano ist er für die seltenen die kreativen Momente zuständig.
Mark Bresciano (34/Al-Gharafa Sports Club): Ähnlich wie Cahill hat sich der ‚Aussie‘ mit den italienischen Wurzeln vor fast drei Jahren in eine schwächere Liga verabschiedet. Höchstes Tempo ist der 34-jährige Techniker also nicht mehr unbedingt gewöhnt. Doch ohne seine fußballerische Klasse fehlt es den Australiern deutlich an Kreativität. Allerdings wird gegen Spanien, die Niederlande und Chile enorme Laufarbeit auf alle Akteure zukommen. Coach Postecoglou plant wohl nur mit seinem Altstar, wenn die Fitnesswerte stimmen.
So könnten sie spielen
Das vorläufige Aufgebot
Tor: Matthew Ryan (FC Brügge), Mitchell Langerak (Borussia Dortmund), Eugene Galekovic (Adelaide United), Mark Birighitti (Newcastle Jets)
Abwehr: Ivan Franjic (Brisbane Roar), Matthew Spiranovic (Western Sydney Wanderers), Curtis Good (Newcastle United), Bailey Wright (Preston North End), Jason Davidson (Heracles Almelo), Luke Wilkshire (Dinamo Moskau), Alex Wilkinson (Jeonbuk Motors/Südkorea), Ryan McGowan (Shandong Luneng/China)
Mittelfeld: Mile Jedinak (Crystal Palace), Mark Milligan (Melbourne Victory), James Holland (Austria Wien), Massimo Luongo (Swindon Town), Adam Sarota (FC Utrecht), Oliver Bozanic (FC Luzern), Matt McKay (Brisbane Roar), Mark Bresciano (Al Gharafa/Qatar), Josh Brillante (Newcastle Jets)
Angriff: Tim Cahill (New York Red Bulls), Josh Kennedy (Nagoya Grampus/Japan), Tom Rogic (Melbourne Victory), Dario Vidosic (FC Sion), Tommy Oar (FC Utrecht), James Troisi (Melbourne Victory), Ben Halloran (Fortuna Düsseldorf), Adam Taggart (Newcastle Jets), Matthew Leckie (FSV Frankfurt)
*Gruppe A:
Gruppe B:
Gruppe C:
Gruppe D:
Gruppe E:
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