Es ist einer der ganz großen Klassiker der Fußballgeschichte. Deutschland trifft auf Italien. Noch dazu im altehrwürdigen Giuseppe Meazza-Stadion in Mailand. Dabei geht es gegen den Angstgegner der DFB-Elf darum, die Titelreife der WM-Kandidaten zu prüfen. In aller Freundschaft ist das Duell gegen Italien wesentlich mehr als ein Testspiel.
Deutschland gegen Italien. Auf dem Platz hört die Freundschaft auf. Demnach ist das ‚Freundschaftsspiel gegen Italien‘ ein Oxymoron. Zu prestigeträchtig ist die Partie nach den historischen Ereignissen der Vergangenheit. Zumal Deutschland einen Italien-Komplex in sich zu tragen scheint. Seit 18 Jahren konnte die Nationalmannschaft nicht mehr gegen die ‚Squadra Azzurra‘ gewinnen. Der letzte Sieg datiert vom 21. Juni 1995, damals unter dem ‚Terrier‘ Berti Vogts. Deutschland gewann 2:0 durch einen Treffer von Thomas Helmer sowie ein Eigentor von Milan-Legende Paolo Maldini.
Im fußballbegeisterten Italien sind die Erwartungen trotz der Bezeichnung Freundschaftsspiel traditionell groß. „In anderen Ländern sind die Fans zufrieden, wenn die Spieler alles geben, unabhängig vom Ergebnis. In Italien gibt es eine Fußballversessenheit“, weiß Coach Cesare Prandelli. Dennoch versucht er, den Druck von seinem Team zu nehmen, indem er Deutschland als die „derzeit mit Spanien spielstärkste Mannschaft der Welt“ bezeichnet.
Die Italiener werden voraussichtlich auf das etwas antiquierte 4-4-2-System mit Raute zurückgreifen, das sie unter Prandelli allerdings enorm flexibel beherrschen. Gegen den Ball versuchen die Italiener, insbesondere die Mitte sehr eng zu gestalten. Das Ziel ist dabei, den Ball auf die Außen zu lenken. Wenn der Gegner von dort aus das Zentrum sucht, soll der Ball erobert und blitzschnell der vertikale Weg zum Tor gesucht werden. Die meist durch eher destruktiven Ergebnisfußball auffallenden Italiener überraschten unter Prandelli im Halbfinale des Confed-Cups nicht nur die Spanier mit ungewöhnlich erfrischendem Offensivspiel. Gerade gegen Deutschland rechnet wohl niemand mit einer solchen Taktik.
Insbesondere der Umstand, dass das Team von Prandelli die Mitte sehr kompakt zustellt, könnte dem Team um Kapitän Philipp Lahm erneut in die Suppe spucken. Deutschland brillierte in der Vergangenheit immer dann, wenn die kreativen Spieler im Zentrum wie Mesut Özil, Bastian Schweinsteiger oder Toni Kroos das Tempo vorgeben und Angriffe initiieren konnten. Da auch die Flügelspieler Thomas Müller und Marco Reus dazu neigen, in die Mitte zu ziehen und Deutschland mit Mario Götze respektive Max Kruse über keinen echten Mittelstürmer verfügt, fällt die Option Flügelspiel nahezu flach. Dafür wird vermutlich Götze als ‚falsche Neun‘ versuchen, die Mitte zu überladen.
Den Fehler, sich an der Aufstellung der ‚Squadra Azzurra‘ zu orientieren, wird Jogi Löw sicherlich kein zweites Mal machen. Beim EM-Halbfinale hatte er Toni Kroos auf Rechtsaußen aufgeboten, der in der Defensivbewegung immer wieder nach innen ziehen sollte, um die Sphären von Italiens Feingeist Andrea Pirlo einzuengen. Das ging bekanntermaßen etwas nach hinten los. Diesmal spielt Kroos im Zentrum, wo es dem 23-Jährigen im Champions League-Viertelfinale 2013 gegen Juventus Turin gelang, die Omnipräsenz des italienischen Genies nahezu gänzlich abzuschalten.
In seinem 100. Spiel als Bundestrainer muss Joachim Löw auf einige wichtige Akteure verzichten. Unter anderem fehlen Per Mertesacker und Miroslav Klose sowie die Langzeitverletzten Lukas Podolski, Bastian Schweinsteiger und Ilkay Gündoğan. Löw ist aktuell der erfolgreichste Coach der DFB-Historie: 68 Siege, 16 Unentschieden und 15 Niederlagen weist seine beachtliche Bilanz auf. Ein weiterer Erfolg am heutigen Abend soll seine durchwachsene Freundschaftsspiel-Bilanz verbessern.
FT-Tipp: 2:2
So werden sie voraussichtlich spielen:
Italien
Deutschland
Deutschland-Aufstellung beim letzten Sieg 1995:
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